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"Berichte"

Impulse und Neuigkeiten aus unserer Kirchengemeinde

Impressionen vom Weltgebetstag

Die Weltgebetstagsgottesdienstordnung kam in diesem Jahr aus Taiwan. Ein ökumenisches Team aus den christlichen Kirchen in Solln, St. Johann Baptist, St. Ansgar, der Apostel- und Petruskirche, hatte einen beschwingten Gottesdienst vorbereitet, musikalisch begleitet von Kirchenmusiker J. Harald Matschiner. Bei über 50 Gottesdienstbesuchern fand der Gottesdienst großen Anklang. Im Anschluss wurde zu einem taiwanesischen Buffet geladen. Die Gäste konnten verschiedene, selbstgekochte Currys mir Reis, landestypische Süßigkeiten und Gebäck, Teeeier in Schwarztee und Sojasoße, Obstsalat und Bubble Tea genießen. Und es muss wohl allen geschmeckt haben, denn es nichts übrig geblieben.


Gott, du hast den Menschen erschaffen als Frau und als Mann. Vor dir sind wir alle gleich. Dennoch erfahren in vielen Ländern Frauen vielfältige Benachteiligungen in der Ausbildung, im Beruf oder in der Familie.
Gib, dass junge Frauen bei der Wahl der Ausbildung von ihren Eltern unterstützt und gefördert werden.
Gib, dass Leistungen von Frauen und Männern gleich bewertet werden.
Gib den Frauen, die Diskriminierung erfahren, Kraft und Mut ihre Anliegen und ihre Interessen zu vertreten.
Hilf immer wieder klar zu machen: Frauen und Männer haben die gleichen Rechte.

 

Angelika Haas-Kraus, für das Team

Leitartikel

 

Jahreslosung 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht!

(1. Mose 16,13)

Diese Worte spricht Hagar, die Magd von Sarai, der Frau Abrahams.
Sie spricht sie in einer ausweglosen Lage: Sarai (später Sarah) war kinderlos geblieben. Ein schlimmes Schicksal damals. Einen Ausweg aber gab es: Wenn die Leibmagd, so nennt die Bibel Hagar, anstelle ihrer Herrin ein Kind bekommt, einen Jungen wohlgemerkt, und dieses Kind nach der Stillzeit in einer Zeremonie ihrer Herrin übergab, dann war beiden geholfen: Der Herrin, weil dieser Junge fortan offiziell als ihr Nachkomme galt. Und der Sklavin, weil gesellschaftlicher Aufstieg winkte: Ihr Herr musste sie freilassen. Ihr stand ein eigenes Zelt in der Nomadengesellschaft zu. Und ihre Herrschaft musste sie an einen angesehenen Mann des Stammes verheiraten – vermutlich nicht als erste Frau, aber auch das Dasein als zweite oder dritte Frau war damals ehrenvoll und anerkannt.
Die damalige Stammesgesellschaft hatte ein anderes Moralsystem als wir heute. Hagars Dienst galt nicht als anstößig, im Gegenteil: Seht her, was für eine gute Magd sie ist!
Aber die Dinge laufen schief in der Abrahamsüberlieferung. Hagar wird schwanger. Und sie und Sarai geraten in einen üblen Konkurrenzkampf. Hagar brüstet sich vor Sarai mit der Schwangerschaft. Die wiederum peinigt sie solange, bis Hagar keinen Ausweg mehr sieht. Und flieht.
Sie flieht in die Wüste. Bis zu einer Wasserquelle. Auf dem Weg nach Schur, zwischen den Orten Kadesch und Bered. Die Bibel benennt den Ort genau. Dann kann Hagar nicht mehr. Vor ihr ist nur noch die Wüste. Und dort wartet der Tod.
Aber der Engel des Herrn, so steht da, findet sie. Und er gibt ihr eine große Verheißung: Sie wird Mutter eines großen Volkes werden. Und sie soll ihren Sohn, den sie erwartet, Ismael nennen, übersetzt „Gott hört“.
Die Verheißung Gottes an Abraham und Sarah geht auf Hagar über. Sarah wird später doch noch einen Sohn bekommen, Isaak, aber sie wird nicht mehr allein Stammmutter eines großen Volkes. Es wird noch ein anderes geben, die Ismaeliten. Die späteren Muslime führen sich auf Ismael zurück.

Rembrandt von Rijn

Der Maler Rembrandt van Rijn hat dieses Bild zwischen 1644 und 1648 gezeichnet. In der Bildsprache seiner Zeit. Das Bild zeigt den Moment, wo Hagar den Engel sieht, ohne dass er plakativ dargestellt ist. Man erkennt nur sehr wenige Spuren von ihm, zwei Strahlen, einfache Striche, die schräg durchs Bild laufen. Aber das genügt, um diesen Moment, der Hagars Schicksal wendet, zu beschreiben.
Hagar wird zu ihrer Herrin zurückkehren. Und sie wird Ismael zur Welt bringen, den Erstgeborenen für Abraham.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Gott sieht zur Zeit viel Schreckliches auf dieser Erde. Kriege. Zerstörung und Kriegsverbrechen, in vielen Ländern und an vielen Orten. Not und Elend. Diktaturen und Unterdrückung. Menschen, die fliehen. Hunger, Dürre, Missernten. Überschwemmungen. Unendliches Leid.
Warum greift Gott nicht ein? Sieht er das ganze Elend nicht?
Doch. Aber Gott überlässt, so die Bibel, seit der Erzählung von der Vertreibung aus dem Paradies den Menschen die Verantwortung. Und er entlässt sie daraus nicht.
Gott wird weiterhin Menschen sehen. Und sich ihnen zuwenden. Mose, um sein Volk Israel aus der Sklaverei herauszuführen. Siehe, ich habe das Elend deines Volkes gesehen! Aber Gott zaubert sie nicht in die Freiheit – Mose muss einen langen Kampf für die Befreiung führen.
Gott wendet sich in der Bibel vielen Menschen zu. Den Königen Israels. Den Propheten, um sein Volk zur Umkehr zu bewegen.

Einmal in der Geschichte, so glauben wir als Christen, ist der ewige Gott dann selber ein Mensch geworden im Menschen Jesus aus Nazareth. Als einfacher Mensch kam er zur Welt, nicht als machtvoller Herrscher. Und er wandte sich denen zu, die leiden, den Armen, den Kranken, den Ausgestoßenen. Und denen, die Leid verursachten, siehe die Geschichte vom Zöllner Zachäus. Damit sie umkehren konnten. Seit Jesus auferstanden ist, sind Menschen dazu aufgerufen, seinen Fußspuren zu folgen. Durch die Taufe sind sie sogar dazu berufen.
Das bedeutet: In einer Welt, in der es so viel Schreckliches zu sehen gibt, Schreckliches, das Menschen einander zufügen, sind wir dazu aufgerufen, etwas dagegen zu tun. Soviel wir vermögen. Und sei es auch noch so wenig.

Du bist ein Gott, der mich sieht.
Das gilt für jeden Menschen dieser Erde. Und es gilt für uns alle in diesem neuen Jahr: Hinsehen. Anpacken. Sich engagieren. Und im Namen dessen, der nicht will, dass Menschen leiden, handeln.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für das Neue Jahr!

Ihre Regina Hallmann